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Austellung Austellung

Stefan Vogel Wo der gelbe Fleck ist und das Scheitelhaar liegt, da tut es weh. Zürich
10.6.–21.8.2022
Die Tichy Ocean Foundation freut sich sehr, den vierten Teil der ortsspezifischen Installationen des Leipziger Künstlers Stefan Vogel zu präsentieren. Nachdem Vogel in vier verschiedenen Städten vier Teile eines imaginären Hauses baute, baut er nun in Zürich den Höhepunkt des Hauses: Ein Dach für den Schmerz.

Die Tichy Ocean Foundation freut sich sehr, den vierten Teil der ortsspezifischen Installationen des Leipziger Künstlers Stefan Vogel zu präsentieren. Nachdem Vogel in vier verschiedenen Städten vier Teile eines imaginären Hauses baute, baut er nun in Zürich den Höhepunkt des Hauses: Ein Dach für den Schmerz.

Stefan Vogel baut ein Haus, um gleich wieder auszuziehen. Mit den Ausstellungen «Grrund» in der Galerie Jahn und Jahn in München, «Draussen wird es leiser» in der Overbeck Gesellschaft in Lübeck, «Relax, it‘s only Paranoia» in der Kunstsammlung Chemnitz und nun «Da wo der gelbe Fleck ist und das scheitelhaar liegt, da tut es weh» in der Tichy Ocean Foundation in Zürich formuliert Vogel eine Metaphorik des Hauses, die sowohl als übergreifendes wie auch als ordnendes Prinzip für die vier Ausstellungen dient und nach Abschluss des Zyklus in ein Künstlerbuch mündet.

Das Haus stellt einen Ausschluss des Öffentlichen dar, es unterbricht die Blicke der Anderen durch seine Wände, Hecken und Zäune. Zugleich lässt das Haus aber auch Einblicke durch Fenster und Türen in den privaten Raum zu. Von der Küche über das Wohnzimmer, zuweilen sogar das Schlafzimmer: Man richtet sich immer auch für fremde Blicke ein. So sind Häuser und Bilder sich sehr ähnlich, denn sie sind beide von Entscheidungen darüber geprägt, was unsichtbar und was sichtbar sein soll. Bilder und Häuser sind auch Austragungsorte menschlicher Beziehungen und Konflikte dar.

Die Etappen der Ausstellungen nähern sich über Geschosse und Orte des imaginären Hauses verschiedenen Problemen von Beziehungen an. So bildete «Grrund» in Form einer «klassischen » Ausstellung den Grundriss der Konstruktion des Hauses wie auch des gesamten Projektes. Zu sehen waren Entwürfe als neue Flexzeichnungen und Silikonbilder. Dies waren erste materielle Parameter für die weiteren drei Ausstellungen und eröffneten das Problemfeld von Paarbeziehungen in jeglicher Hinsicht.

Darauf folgte als Zweites in Lübeck das «Erdgeschoss», welches die Schwelle zwischen Innen und Außen, zwischen Garten und Wohnzimmer thematisierte und darstellte. In einer Umkehrung wurde der Ausstellungsraum selbst zu einem Außen, während die ausgestellten «Vitrinen» ein Innen eröffneten. Das Erdgeschoss fokussierte sich damit auf die Trennung, als auch auf die Grenzen und ihre Durchlässigkeiten.

Die dritte Ausstellung in Chemnitz setzte den großen Rückzugsort des Hauses ins Zentrum: den Keller. Der Keller ist sowohl Stauraum von Erinnerungsgegenständen als auch Austragungsort von Hobbies. Wiederum in Analogie zur Herstellung von Bildern wurde die Kellerinstallation in Chemnitz zu einer Brutstätte und einem Atelier für die Arbeit selbst. Hier wurde das Thema der Beziehungen auf die Gruppe oder Gemeinschaft ausgedehnt und es entstanden kooperative Arbeiten. In einem neu entstandenen Format namens «Radiator» wurden Einladungen an «auswärtige», nicht Bewohner:innen des Hauses ausgesprochen.

Die vierte Ausstellung bei Tichy Ocean in Zürich versiegelt schliesslich den Zyklus mit dem Dach. Das Dach als höchster Punkt des imaginären Hauses widmet sich der Reflexion und Abstraktion der bisher ausgetragenen Konflikte. Als Kopfangelegenheit verhandelt es krititsch die Gründung eines Zuhauses, das Leben in romantischen Zweierbeziehungen und ihre problematischen Grenzen und Durchlässigkeiten. Es hinterfagt diese Konstellationen neu aber auch abschließend. Menschliche Konflikte werden hier zu einer Karte und einer Abstraktion transformiert, welche, allein durch den Höhenunterschied – der Vogelperspektive, die man auf dem Dach gewinnt – entsteht. Das in den Ausstellungsräumen installierte Flachdach versiegelt die aufgeworfenen Themen und schafft damit zugleich auch Platz, um Neues wachsen zu lassen. Jedes Flachdach ist auch ein Brachgelände und jede Brache ist der Grund für etwas Neues. Auf die Frage, was Neues enstehen kann beim Versuch, das Konfliktfeld der Beziehungen abzuschließen, antwortet Stefan Vogel versprechend: «Ich vermutet, eine Landschaft.»