Geboren 1963 in München, Deutschland, lebt in Berlin
In den Gemälden von Andy Hope (bürgerlich Andreas Hofer) scheint es, als wäre die Zeit in alle Dimensionen übergelaufen: die Zukunft, die Vergangenheit, die Gegenwart, die 1930er Jahre sowie die 1950er und 60er Jahre. Alles ist vertreten, nicht nur Ausschnitte aus modernen Kunstwerken, sondern auch Bilder aus Comics, Science-Fiction, Hollywood-B-Filmen, Plakaten und Boulevardzeitungen. In Hopes Welt trifft der erschreckende Sonnengott auf Superman vor einem abstrakten Hintergrund, der an die bunten Bilder des Gründers der abstrakten Malerei, Kazimir Malevich, erinnert.
Zusammen mit Thomas Zipp, Markus Selg und Thomas Helbig gehört Hope zu der Generation deutscher Maler, deren Welt von obskuren Formen wimmelt. In Hopes Fall sind es Götter und Halbgötter, Superhelden, Kriminelle und Teufel, Tiere mit menschlichen Köpfen, Drachen, Dinosaurier, Cowboys und Filmstars. Er präsentiert seine Gemälde und Zeichnungen in Installationen, die manchmal fast überraschende mentale Räume schaffen. Diese sind immer schon in unseren Träumen und unserer Vorstellungskraft, auf den Seiten von Comics, in Filmen und der Science-Fiction gewesen, aber nicht in der modernen Kunst. Malevichs schwarzes Quadrat auf weißem Hintergrund hat diese Welt immer auf gebührende Distanz gehalten.
Seit den 1980er Jahren fordern diese Kreaturen unsere Aufmerksamkeit und sind in die Kunstwelt eingetreten; sie steigen aus Löchern und Höhlen empor, aus Träumen und Phantasmagorien. Doch es ist keine bedrückende, düstere Welt wie im deutschen Expressionismus oder in der Nostalgie der 1980er Jahre. Es ist eine moderne Welt – eigentümlich, aber verführerisch und in gewissem Maße sogar amüsant.
Der französische Soziologe Bruno Latour beschreibt diese Welt in seinem Buch „Nous n’avons jamais été modernes“ (Wir sind nie modern gewesen). Sie ist voller hybrider Visionen und mysteriöser Objekte. Je mehr unsere moderne Welt versuchte, sie mit Normen und aufklärerischen Prozessen zu unterdrücken, desto kräftiger vervielfachten sie sich. Die moderne Kunst spielte eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung. Wenn wir uns nur an die Forderungen nach einem rationalen Ansatz in einer Vielzahl von modernistischen Bewegungen oder an die fast asketische Hingabe an die Reinheit der Form bei Minimalisten erinnern, einer künstlerischen Strömung, die die 1960er und 70er Jahre dominierte. Für Hope sind alle Kreaturen und Erscheinungen, die in Höhlen und Verstecke getrieben wurden, bewusst wieder ans Licht zurückgekehrt. Sie besetzen spielerisch die Räume seiner Gemälde und oft sogar den gesamten Ausstellungsbereich. Sie sind grotesk, manchmal sogar lächerlich, aber sie haben eine drogenartige Anziehungskraft – ähnlich wie Comics, Science-Fiction und B-Filme. Wer mit ihnen in Kontakt kommt, schafft es selten, sich ihnen zu entziehen.
Text von Noemi Smolik