Geboren 1966 in Armenien, wohnhaft in Zürich, Schweiz
Seit wann ist Donald Duck ein Held mit einem Platz in Ausstellungsräumen? Die Ente mit zerzausten Federn sitzt auf dem Boden, ihre Beine absurderweise in die Luft gestreckt, mit einem Sherlock-Holmes-Hut auf dem Kopf und schweren Stiefeln, als wäre sie bereit, eine Alpenreise anzutreten. Und das alles wird auf einer Fläche von 3 x 4 Metern präsentiert. Ein weiteres Beispiel ist ein Holzstock mit Pinocchios Nase und Füßen in riesigen roten Schuhen. Der erste wird als Maler mit der Palette zu seinen Füßen dargestellt, der zweite wie ein tanzender Akrobat. Und was ist mit dem rosa Schwein mit einer Baseballkappe, der tanzenden Bohne, einer Teekanne mit einer langen Nase? Woher kommt diese Kunst?
Aber ist diese Frage überhaupt noch relevant in einer Zeit, in der die Grenze zwischen Kunst und den phantasmagorischen Schöpfungen der Massenkultur immer dünner wird? Die Bilder von Eloyan sind auf jeden Fall bewegend, gerade durch die Art, wie sie gemalt sind. Dicke, manchmal glänzende, mehrlagige Farben erscheinen oft auf riesigen Flächen mit schnellen Pinselstrichen. Mit dem beharrlichen Blick der Zuschauer beginnen Konturen zu entstehen, die zum Beispiel ein Gesicht mit hervorstehenden Augen und Hasenohren zeigen. Die Intensität, die durch diese Bilder erzeugt wird, überträgt sich auf das Publikum, ebenso wie die Unvorhersehbarkeit dessen, was in einem Gemälde entdeckt werden kann – eine Unvorhersehbarkeit, die diese Gemälde charakterisiert, deren endgültige Form sich erst im Malprozess selbst herauskristallisiert.
So bewegen sich die leidenschaftlich entstehenden Gemälde in ihrer eigentümlichen Groteske zwischen der Tragödie des spanischen Künstlers Francisco de Goya und der Banalität des amerikanischen Künstlers Philip Guston, dem Eloyan besonders nahe steht, vor allem wenn es um die ungeschickte Technik des Malens von Objekten wie Schuhen geht. Diese Gemälde sind tragisch, teils tragikomisch und manchmal sogar unheimlich in der Klarheit, mit der Tiere all die mögliche Disharmonie der menschlichen Welt annehmen. Sie sind banal in der ehrlichen Naivität, mit der Eloyan die Figuren in ihrer Malerei aus der vulgären, oft widerlichen und ausufernden Fantasie der überbordenden Welt der Comics, Märchen, Legenden, Rock’n’Roll, TV-Shows und mittelmäßigen Filme präsentiert. Eloyans Welt stellt sich gegen alle romantischen Ideale, gegen alle Vorstellungen von Schönheit und Harmonie, von der Überlegenheit des Menschen über andere Wesen, von Maßhaltung, Raffinesse und Mäßigung. Seine Welt, überquellend mit wilden Schweinen, exzentrischen Enten, Stümpfen, die sich wie Menschen verhalten, ist weder gemäßigt, kultiviert noch zurückhaltend – sie ist einfach nur menschlich.
Text von Noemi Smolik