Geboren 1960 in Cully, Schweiz, lebt in Brüssel
Von Anfang an wurde das Kameraobjektiv mit der objektiven Erfassung der Realität in Verbindung gebracht, im Gegensatz zum Pinsel eines Malers. Bernard Voita jedoch widerlegt diese Vorstellung mit seinen fotografischen Arbeiten. Obwohl er ein Objektiv verwendet, widersprechen seine Werke allem, was wir unter Fotografie verstehen.
Seit 1994 hat Voita eine Vielzahl von Arbeiten in seinem Atelier geschaffen, die er aus alltäglichen, oft zufällig gefundenen Objekten komponiert, die er dann aus verschiedenen Perspektiven, verzerrten Blickwinkeln und mit unterschiedlicher Beleuchtung fotografiert. Das Ergebnis sind allerlei abstrakte Modelle, Linien, architektonische Bilder und Landschaften, sogar pseudo-realistische Objekte wie Loungesessel oder Kameras. Doch dies ist nur auf den ersten Blick so: Ein aufmerksamerer Blick beginnt schnell, diese Landschaften und Objekte in ihre Einzelteile zu zerlegen – Heizelemente, Töpfe, Latten, Eimer und Metallstäbe. Dies verunsichert das Publikum und lässt es zweifeln, was es sieht.
Noch komplizierter ist seine Serie „Paysage ahah“ (Landschaft ahah), an der Voita seit 2009 arbeitet. Wie der Titel andeutet, bezieht sie sich auf eine Landschaft. Jedes Bild in dieser Serie besteht aus zwei Schichten: Die erste ist ein Foto des Künstlers, das aus einem architektonischen Motiv konstruiert wurde, die zweite eine Glasscheibe, auf der ein fotografisches Bild einer realen Landschaft abgedruckt ist. Voita platziert diese Scheibe vor die erste Schicht in einem Rahmen. Das Ergebnis ist ein Bild, das strenge architektonische Form und eine ungebremste üppige Landschaft vereint. Hinzu kommt, dass der Druck auf der Glasscheibe Schatten auf die Fotos hinter der Scheibe wirft, was nicht nur eine dritte Schicht schafft, sondern auch das Gefühl einer Szene aus einer Theateraufführung vermittelt. Illusion und Realität sind untrennbar.
Gleichzeitig arbeitet Voita an der Serie „Caméras“. Er kombiniert eine Vielzahl von Objekten aus seinem Atelier, die er dann so fotografiert, dass sie wie Kameras aussehen. Auch hier ist es nur eine Illusion. Bei genauerem Hinsehen erscheinen die bereits bekannten Heizelemente, Rohre, Töpfe usw. vor den Augen des Betrachters. In Wahrheit ist es nur der Blick durch das Objektiv, der diesem Durcheinander von Objekten die Form einer Kamera verleiht. Und hier liegt die Ironie von Voitas Werk: Anstatt dass das Objektiv die Realität dokumentiert, täuscht es uns. Was sind diese Fotos anderes als eine Täuschung? Doch wie der oft zitierte Philosoph des 17. Jahrhunderts, Baruch Spinoza, wusste: Jede wirklich neue Idee ist zunächst eine bewusste Täuschung.
Text von Noemi Smolik