Geboren 1968 in Göttingen, Deutschland, lebt in Berlin
Christian Jankowski wurde über Nacht international berühmt. Und das zu Recht, denn sein Werk stellte einen bedeutenden Meilenstein dar. Bis dahin hatte niemand jemals Fiktion und Realität in einem Kunstwerk so perfekt miteinander verbunden. Dies geschah auf der 48. Biennale von Venedig im Jahr 1999, als er sein Video „Telemistica“ präsentierte: Er fragt fünf Fernsehhellseher in dem Video nach dem Erfolg seines geplanten Projekts für die Biennale von Venedig. Doch sein schlechtes Italienisch und vor allem die Unfähigkeit der Hellseher, Jankowskis Absichten zu verstehen, führen zu so absurden Umständen, dass die Zuschauer nur mit Lachen reagieren können. Trotzdem war das Ziel des Autors nicht Humor, sondern die Kommunikation der modernen Kunst an die Massenmedien, die normalerweise nur von einer kleinen Anzahl von einsichtsvollen Künstlern erreicht wird. Aus dem Video wird sofort klar, wo die Grenzen eines solchen Versuchs liegen.
Jankowski hatte jedoch bereits früher auf sich aufmerksam gemacht, 1992 zum Beispiel mit Videos wie „Die Jagd“, in dem wir den Autor sehen, wie er im Supermarkt mit einem Bogen und Pfeil nach Nahrung jagt. Ein weiteres unvergessliches Video ist sein „Kunstmarkt TV“, das er 2008 während des Basler Markts präsentierte. Zwei professionelle Teleshopping-Moderatoren bieten dort Werke von Künstlern wie Franz West oder Jeff Koons zum Verkauf an. Ein Jahr später, als Jankowski zu einer Ausstellung im Innsbrucker Kunstraum eingeladen wurde, verbrachte er mehrere Wochen in einem Kurort und unterzog sich allen therapeutischen Verfahren, wie Massagen, verschiedenen Übungen und Meditation. Unter dem Titel „Das gesunde Werden“ dokumentierte er seine eigene Genesung. Fiktion und Realität, Kunst und Geschäft, die private und öffentliche Sphäre – alles vermischt sich in den Arbeiten dieses Künstlers auf eine völlig absurde, aber zugleich intelligente und humorvolle Weise.
Das spektakulärste Ereignis war vielleicht Jankowskis Projekt von 2011 auf der Londoner Frieze Art Fair. Dort bot er ein echtes Luxusboot zum Preis von 60 Millionen Pfund zum Verkauf an. Experten waren sich einig, dass der Preis angemessen, ja sogar günstig war, da der Käufer nicht nur ein Luxusboot, sondern auch ein wertvolles Kunstwerk erwerben würde. Eines von Jankowskis letzten Projekten, „Discourse News“, wurde 2012 in New York City präsentiert. Es wurde mit ästhetisch arrangierten versiegelten Flaschen geschaffen, die handgeschriebene Bewertungen des Projekts von weltbekannten Kunstkritikern enthielten. Der einzige Weg, um herauszufinden, was die Kritiker sagten, war es, das Kunstwerk zu zerstören, die Flaschen zu zerbrechen – und auch dies ist eines von Jankowskis wunderbaren Paradoxen.
Text von Noemi Smolik