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Christoph Rütimann Christoph Rütimann

Geboren 1955 in Zürich, Schweiz, lebt in Müllheim

Christoph Rütimann sagte einmal, dass das Ziel seiner Kunst darin besteht, die Spektren unserer Wahrnehmung zu vereinen, um alles, was uns umgibt, zu erfassen. Dies ist natürlich unmöglich – und Christoph Rütimann weiß das, aber trotzdem versucht er es. Vielleicht ist es gerade deshalb, dass seine Werke (Zeichnungen, Malerei, Skulpturen, Performances, Videos, Filme, Installationen) immer einen Hauch von Absurdität haben, während sie sich mit wissenschaftlichen Diskursen beschäftigen. Von Anfang an hat sich Rütimann auf das Zeichnen konzentriert. Er zieht unendlich lange Linien auf Papier oder Wände, filmt diesen Prozess und zeigt dann später die Videodokumente. An anderer Stelle schafft er umfangreiche Zeichnungen auf Platten aus Polyester. Er sieht das Zeichnen als die „Ur-Sprache“, weshalb er so viel Zeit darauf verwendet. In der Malerei interessieren ihn vor allem die Farben und deren Wechselwirkungen. Er malt mit der Umkehrglas-Technik, die stets ein Spiegelbild der Gegenwart integriert. Rütimanns Skulpturen nehmen eine eher absurde Qualität an und ähneln wissenschaftlichen Experimenten. Seine bevorzugten Materialien für Skulpturen sind Waagen und Uhren, die er verwendet, um Türme, Wände, Pyramiden und Trennwände zu bauen. Die Waagen zeigen immer an, wie viel Gewicht sie tragen. Seine Skulptur 2 Kilogramm 250 Gramm in Gips zeigt eine Waage, die von Gips verschlungen wird. 2008/2009 installierte er PVC-Rohre und Kabel in den Ästen eines Baumes in Hannover, die nachts leuchteten und Linien bildeten. Rütimanns Performances sind ebenfalls spektakulär. 1994 in Luzern kletterte er mutig auf das Dach eines alten Museums, um sich von dem Gebäude zu verabschieden, das für den Abriss vorgesehen war. Er nannte die Aktion Hängen am Museum. 2002 wiederholte er diese Aktion vor einem Publikum auf dem Dach des neuen Museums, das an gleicher Stelle vom berühmten französischen Architekten Jean Nouvel gebaut wurde. In den letzten Jahren hat Rütimann in einem Projekt mit dem Titel Handläufe europäische Städte mit seiner Kamera kartiert. In einer Ausstellung im Kunsthaus Zug zeigte er 150 Kamerafahrten auf einzelnen Videomonitoren als großes globales Netz. Die Handläufe sind Filme, die ursprünglich den Geländern, Rohren und Rändern der Welt folgten. Ein Teilprojekt seines vollständigen Handlauf-Porträts von Venedig zeigt schnelle Fahrten entlang der Kanten von Booten, die durch die Kanäle der Stadt fahren. Die endlose Bewegung der Videos führt zu einer Orientierungslosigkeit, während sie uns gleichzeitig deutlich entlang der (zentralen) Perspektive orientieren.

Text von Noemi Smolik