Geboren 1962 in Eutin, Deutschland, lebt in Berlin und Wien
Daniel Richter war und ist nach wie vor aktives Mitglied der linken unabhängigen Bewegung, die radikale Ereignisse wie Hausbesetzungen oder Protestmärsche in deutschen Städten fördert. Er war auch in der Punk-Musikszene aktiv – Designs für die Albumcover des Hamburger Labels „Buback“ waren eigentlich seine ersten Kunstwerke. Richter verwaltet dieses Label ebenfalls. Politischer Aktivismus und Punk stehen also am Ursprung seines Werkes, und das ist wichtig zu wissen. Richter studierte an einer Kunstschule in Hamburg bei Albert Oehlen und Martin Kippenberger, typischen Vertretern der Malerei der 1980er Jahre. Er gehört jedoch einer Generation an, die sich in einigen Punkten von der vorherigen unterscheidet. In welcher Weise? Richter begann als abstrakter Maler, doch besonders interessierte ihn die Farbe und Struktur der Malerei, also die rein technische Seite der Dinge. Mit der Zeit begannen sich auch Figuren in seine farbenfrohen Oberflächen zu schleichen. Heute sind seine Bilder hauptsächlich figurativ, oft mit explosiven politischen und sozialen Themen, doch seine Fokussierung auf die Malereilemente wie Farbe, Linien, Oberflächen und Schichten blieb ihm erhalten. Und genau hier unterscheiden sich seine Werke von den Bildern der Generation der 1980er Jahre, die Malerei vor allem als Konzept verstanden und bei denen die Ausführung fast absichtlich ignoriert wurde. Richter findet Themen für seine Bilder vor allem in den Massenmedien. Und es sind vor allem Massenereignisse, politische oder Popkultur, die ihn interessieren, sowie das „Up-to-date-Sein“ – so sehen wir die Love Parade in Berlin, Rockkonzerte, Demonstrationen, Aufstände oder einfach eine Gruppe von jungen Menschen in den Vororten. Die Ausführung der Bilder ist ebenfalls aktuell, mit Anleihen aus der Welt der grellen Werbung, Rock- und psychedelischen Postern sowie den Ästhetiken von Filmen wie „The Rocky Horror Picture Show“ und der Vision von Künstlern wie Francisco Goya, James Ensor oder Edvard Munch. Richters Malerei in der Gegenwart erfüllt die Funktion der historischen Malerei, wie wir sie aus der meisterhaften Ausführung des 19. Jahrhunderts kennen. Die oft riesigen Flächen sind voll von Rockern in Lederjacken, träumerischen Sängern mit Gitarre oder demonstrierenden, vermummten Gestalten, die eher wie Gespenster aus der Welt von Michael Jackson wirken. „Plötzlich taucht ein melancholischer Blues-Sänger auf, ein armer Held, in einem anderen das verlorene Wesen eines Soldaten, der sich auf feindliches Territorium zubewegt.“ So beschreibt Richter das Geschehen in seinen Bildern, die oft erschreckend wirken und – hofft er – manchmal sogar nervenaufreibend wirken.
Text von Noemi Smolik