Geboren 1980 in Prag, lebt ebenfalls in Prag
Die Arbeiten von Dominik Lang sind zugleich konzeptuell und absurd. Wie passt das zusammen? Steht ein konzeptueller künstlerischer Ansatz nicht für ein objektiv-rationales Verhältnis zur Welt, während das Absurde subjektivistisch ist – also eine diametral entgegengesetzte Sicht auf die Realität? Lang zeigt, dass beides möglich ist. Er kombiniert das Absurde mit dem Konzeptuellen und stellt dem Publikum damit eine kluge Falle.
2009 verbaute er den Eingang der Prager Špálova Galerie mit einer Glaswand. Warum? Um zu verhindern, dass jemand hineinkommt. Wäre der Zugang ganz normal möglich gewesen, hätten die Besucher den Raum wie jeden anderen Galerieort wahrgenommen – also nur halb bewusst. Ein anderes Mal versah Lang einen Raum mit einem Glasdach, obwohl es darüber noch weitere Stockwerke gab, und beleuchtete ihn von innen mit Lampen, sodass der Eindruck von Tageslicht entstand. Die Installation trug folgerichtig den Titel „Daylight“. Tatsächlich ging es hier vor allem um die Erzeugung einer Illusion. Und genau diese Illusion soll bei den Besuchern eine Irritation hervorrufen, sie dazu bringen, die Dinge aus einer anderen Perspektive zu sehen. Denn darum geht es Lang: nicht um neue Ideen, sondern darum, das Bestehende mithilfe der Illusion zu verwandeln. Schon der barocke Philosoph Baruch Spinoza wusste, dass jede neue Idee zunächst eine bewusste Täuschung ist.
Als Lang 2011 die Tschechische Republik bei der 54. Biennale von Venedig vertreten durfte, präsentierte er etwas völlig Ungewöhnliches: die Skulpturen seines Vaters Jiří Lang, eines lange übersehenen Modernisten. Diese Werke hatten sich über die Jahre im Elternhaus angesammelt. Dominik Lang wurde nun nicht nur Kurator, sondern auch Architekt und Restaurator. Fehlte einem Werk ein Bein, ersetzte er es durch eine Eisenstange. Eine sitzende Frau platzierte er auf einem Schrank, einer stehenden Figur stellte er ein Eisengitter vor. Die Installation nannte er „The Sleeping City“.
Was war der Zweck all dessen? Wer wird hier womit und wie getäuscht? Wollte er die Arbeit seines Vaters würdigen? Wohl kaum. Nutzte er sie als Material? Je mehr man fragt, desto absurder wird es. Das Fazit: Es gibt keine klaren Kriterien. Einzig die Biografie des Künstlers zählt. Und genau das ist seine Absicht: „zu zeigen, wie Vergangenheit und menschliches Schicksal den historischen Stimmungen ausgeliefert sind“. Dem kann nur durch eine Illusion begegnet werden – eine, die Fantasie und Mut voraussetzt und dabei auch das Absurde und das eigene Leben einbezieht. So hat Lang die Konzeptkunst auf ganz eigene Weise bereichert – und das ist durchaus bedeutend.
Text von Noemi Smolik