Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualiseren Sie auf Edge, Chrome, Firefox.

Josef Felix Müller Josef Felix Müller

Geboren 1955 in Eggersriet, Schweiz, lebt in St. Gallen

Josef Felix Müller ist ein typischer Vertreter der 1980er Jahre – einer Zeit, in der eine neue Generation von Künstlerinnen und Künstlern, müde von intellektuellen Spielereien und den formalen Beschränkungen des Minimalismus und Konzeptualismus, begann, sich gegen den Status quo aufzulehnen. Es kam zur Rückkehr dessen, was für Minimalisten und Konzeptualisten als Tabu galt – zur Malerei und zur Skulptur. Plötzlich entdeckten Künstler überall wieder Pinsel und Ölfarben, und mit Enthusiasmus begannen sie, traditionelle Kunstwerke zu schaffen. Der Stil der neuen Malerei war meist wild, erinnerte oft an den deutschen Expressionismus des frühen 20. Jahrhunderts und griff provokative Themen auf. Ein wiederkehrendes Motiv waren nackte Körper in sexueller Ekstase. Auch bei Müllers frühen Gemälden war das der Fall – er scheute selbst vor den heikelsten sexuellen Tabus nicht zurück. 1981 wurden seine Bilder sogar von der Polizei beschlagnahmt.

Auf die Malerei folgten bei Müller große figürliche Skulpturen aus Holzblöcken, die mit der Säge geschnitten oder mit der Axt grob herausgeschlagen wurden. Die Arbeitsweise war roh, fast achtlos, und die Spuren der Axt deutlich sichtbar. Häufig wurden die Skulpturen bemalt – eine seiner bevorzugten Farben war Rot, vermutlich weil er – wie er selbst sagte – Parallelen zwischen dem Schneiden von Holz und dem Schneiden von Fleisch sah. In derselben Zeit entstanden riesige Holz- und Linolschnitte, manchmal aus dem Boden verlassener Häuser herausgehöhlt, manchmal auf riesige Papierbahnen mit einer Dampfwalze gedruckt.

Nach dem Jahr 2000 kehrte Müller zur Malerei zurück. Sein Thema diesmal: die Schweizer Alpen. Doch er sah sie in Verbindung mit seinen früheren Skulpturen: „In meiner figürlichen Phase war die Skulptur das richtige Medium für mich. Diese Arbeit – Figuren mit der Axt aus Holz zu hauen – thematisierte die Verletzlichkeit des Menschen. Bei den Bergen war für mich klar: Ich muss sie malen … Berge sind riesige Skulpturen.“ Allerdings malt Müller sie nicht direkt in der Landschaft – als Vorlage dienen ihm Fotos, die er aus dem Flugzeug aufgenommen hat.

Und er blieb bei Landschaften. Es folgten Waldbilder, in denen die Baumkonturen und -kronen abstrakte Muster bilden, Wasserbilder mit glitzernden Bächen oder der direkte Versuch, Lichteffekte in der Natur einzufangen. Grundlage all dieser Bilder sind seine eigenen Fotografien, die auf die Leinwand projiziert werden – manchmal bis auf das Zehnfache vergrößert. Es gibt auch Gemälde, die in ihrer Größe an Werke der amerikanischen Fotorealisten erinnern, die in den 1960er Jahren als erste Fotografien als Ausgangspunkt für ihre Malerei verwendeten.

Text von Noemi Smolik