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Krištof Kintera Krištof Kintera

Geboren 1973 in Prag, Tschechische Republik, lebt ebenfalls in Prag

Seine Objekte sprechen, leuchten, bewegen sich und verströmen Rauch, und dennoch sind sie keine Kinderspielzeuge. Sie haben jedoch vieles mit der Kindheit gemein – oder besser gesagt mit der Pubertät. Sie zeigen die gleiche Unverschämtheit und den Wunsch zu provozieren, wie junge Menschen, wenn sie zum ersten Mal erkennen, dass die Welt nicht so gerecht, friedlich und angenehm ist, wie sie es als Kinder dachten. Kinteras Welt ist von Protest und Aufruhr durchzogen. „Ich habe die Nase voll“, wiederholt eine Einkaufstasche aus der Serie „Speaking“ von 2003.

Während Protest, Aufstand und Nonkonformität im Alltag der Erwachsenen oft verschwinden, bleiben sie glücklicherweise in der Kunst erhalten. Der kalifornische Künstler Mike Kelly ist einer der Künstler, der die Welt von Kindern und Erwachsenen erfolgreich in seine Kunst integriert hat. Und ähnlich wie Kelly sieht auch Kintera die Erwachsenenwelt nicht nur als voller Ängste, schrecklicher Bilder und Konsumismus, sondern als voller absurder Phänomene. In Kinteras Welt mutieren Haushaltsgeräte zu amorphen Formen, die mit Elektrizität geladen sind, und dank eingebauter Vibratoren rütteln und schütteln sie gelegentlich. Von 1997 bis 1998 produzierte dieser Künstler 26 verschiedene Arten und stattete sie mit Schachteln und Seidenverpackungen aus, die Logos von Firmen trugen, mit glänzenden Namen wie „Ultron“ oder „Utitool“. Der Verkauf dieser war jedoch problematisch: Es gab nur wenige Geschäfte, die bereit waren, seine „Geräte“ in ihren Schaufenstern oder gar direkt in den Regalen zu platzieren.

Kinteras deformierte und nicht funktionierende Fahrräder sind ebenfalls bekannt, ebenso wie Säulen-Skulpturen aus Kissen oder Zementsäcken, die als Parodie auf die berühmte „Endlose Säule“ von Constantin Brâncuși, einem Ikon der modernen Skulptur, gesehen werden können. Dieser vertikale Turm aus Säcken von 2007 trägt den Titel „Do it Yourself (After Brancusi)“. Und selbst das Eisenfass von 2008, betitelt „Holy Spirit Opened“, das Dampf abgibt, wird durch den respektlosen Kommentar zu den metaphysischen Höhenflügen des Modernismus zerbeult.

Die kleine Figur, die in Jeans und einem bunten Hemd gegen die Wand schlägt, bis der Putz abfällt, ist auf eine tragikomische Weise unterhaltend, fast schon entsetzlich. Dies nennt sich „Revolution“, und wie Kintera selbst sagt, ist es ein sarkastischer Kommentar zu all den immerwährenden revolutionären, jedoch immer sinnlosen Versuchen, eine Wand einzureißen. Ein altes, prä-revolutionäres Sprichwort besagt: „Mit dem Kopf kann man keine Wand einreißen.“ Und dies ist eine zentrale Botschaft von Kinteras Werk: Hinter solch banalen Szenen verbergen sich unangenehme Wahrheiten.

Text von Noemi Smolik