Geboren 1955 in Viersen, Deutschland, lebt in Ladenburg
Ist die liegende Frau Tizians Venus? Der Hund ist da, die Dienerin auch. Oder ist es die von Velázquez? Nein. Das ist Margret Eichers Venus (2005), mit Fast Food und einem Computer – eine Collage, die Elemente aus der Vergangenheit und der Gegenwart vereint. Eichers digitale Gemälde werden entweder gedruckt oder auf Textilien gewebt – in Flandern, der Geburtsstätte der Wandteppiche. In seiner berühmten Collage von 1956 stellte der britische Künstler Richard Hamilton das ideale Bild von Mann und Frau dar, wie es in den Boulevardmedien zu finden ist – schön und athletisch, umgeben von modischen Gütern. Als früher Vertreter der Pop Art sprach Hamilton damit den oberflächlichen Lebensstil seiner Zeit sowie die allgegenwärtigen Versprechungen der konsumistischen Welt an. Mit der „Rekontextualisierung vertrauter Themen und dem unvereinbaren Verweben visueller Elemente mit ihrem Inhalt“ und „der Erhebung des Trivialen zum Bedeutenden“ versteht Eicher ihr Werk als eine Fortsetzung der Tradition der Pop Art. Dennoch verankern der Einsatz digitaler Technologie und ihre Themenwahl ihre Kunst fest in der Gegenwart. In Eichers Werk wird die umfangreiche, aber gleichzeitig unauffällige Manipulation von Bildern durch neue Medien und Technologien deutlich sichtbar. Das Spiel von „Erscheinung über Wirklichkeit“ ist trügerischer denn je – und doch ist heute Selbstvermarktung in den Medien durch visuelle Oberflächen das A und O. In dieser Hinsicht symbolisiert Eichers Neubewertung von Werbebildern durch Wandteppiche (die eine repräsentative Funktion erfüllen) auch den Wert, den die heutige Gesellschaft der illusorischen Ästhetik beimisst. Durch die visuell homogene Kombination von kunsthistorischen Motiven mit zeitgenössischen Medienbildern betont sie auch die wechselseitige Beziehung zwischen verschiedenen visuellen Quellen und historischen Ebenen. In Eichers Werk haben moderne Werbebilder, die in historischen Gewändern präsentiert werden, ihre ikonografischen Vorläufer in der Kunstgeschichte, und die Computerspielfigur Lara Croft (Diana mit ihrem Gefolge, 2003) im Rand des Wandteppichs (die sie, im traditionellen Sinne von Wandteppichen, zu einem Symbol der modernen Gesellschaft macht) steht somit in Beziehung zur Legende von Thor. Eicher selbst sagt, dass sie Ikonen und Prototypen nutzt, um eine bestimmte Weltanschauung zu definieren, genauso wie Wandteppiche dies im 16. und 17. Jahrhundert taten und wie es die Massenmedien heute tun.
Text von Cora Waschke