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Martin Kippenberger Martin Kippenberger

Geboren 1953 in Dortmund, Deutschland, gestorben 1997 in Wien

Welcher andere Künstler hat einen Hungerstreik eines katholischen Würdenträgers ausgelöst und sogar eine Reaktion des Papstes provoziert? 2008 zeigte Kippenberger im Museum für Moderne Kunst in Bozen einen periwinklegrünen Frosch, der an ein Kreuz genagelt war (1990). Als Protest startete der Präsident des Tiroler Landtags, unterstützt von einem Brief von Papst Benedikt XVI., einen Hungerstreik und forderte, dass das Museum das Werk entferne. Er hatte keinen Erfolg. Der gekreuzigte Frosch blieb weiterhin im Museum ausgestellt.

Ende der 1970er Jahre zog Kippenberger, der bei Werner Büttner und den Oehlen-Brüdern in Hamburg studiert hatte, nach Berlin. Dort gründete er das „Büro Kippenberger“ mit Gisela Capitain und wurde Manager des SO 36 Clubs, in dem sich intellektuelle Künstler bürgerlicher Herkunft, wie Kippenberger, und die harte Realität proletarischer Punks trafen. Kippenberger ließ ein Foto von einem dieser Punks machen, dessen Gesicht verschleiert war, und verwendete dieses Foto auf einem Plakat zur Ausstellung „Kippenberger. Ein Dialog mit der Jugend“.

Beeinflusst von diesen Erfahrungen war Kippenberger mehr als fähig, zwischen intellektuell intensivem Denken und inszenierter Absurdität, Aggression, Ekel und Unbeholfenheit zu balancieren. Einige der Titel lauten „Heute denken – Morgen fertig“ oder „Durch Pubertät zum Erfolg“, die auf seinen Plakaten erschienen, die er als ebenso wichtig wie seine Bilder und Installationen erachtete. Kippenberger hätte sicherlich auch zugestimmt, seine Plakate mit der Tichý Ocean Foundation zu tauschen, wie es die Mitbegründerin des „Büro Kippenberger“ und Managerin des Künstlernachlasses, Gisela Capitain, ermöglichte.

Kippenbergers oft sogar bösartige Parodie richtete sich gegen die joviale Generation von Vätern, die ihre Nazivergangenheit mit Bier herunterspülen und mit Witzen überdecken, gegen die linke Arroganz sowie gegen seine eigenen Kollegen. In der Ausstellung „Peter. Die russische Stellung“ (1987) in Köln, die aus 45 Kunstwerken bestand, präsentierte Kippenberger einen Tisch mit einer Oberfläche aus grauen monochromen Bildern von Gerhard Richter. Er nannte dieses ungewöhnliche Möbelstück „Model Interconti“.

Neben seinem umfangreichen Werk schaffte es Kippenberger, überall, wo er hin ging, Ärger zu stiften. Medien- und stilistische Promiskuität war seine Taktik, und bösartiger Humor seine Methode. Was immer er sagte, setzte er sofort in die Tat um, wobei er sich auch selbst nicht verschonte: „Martin, stell dich in die Ecke, schäm dich“ war einer seiner häufigen Sprüche.

Text von Noemi Smolik