Geboren 1968 in Fritzlar, Deutschland, lebt in Hamburg
Seine Fotos nehmen fast immer die ganze Wand ein. Sie werden in langen Reihen nebeneinander gezeigt. Aber warum? fragt man sich. Es gibt wirklich nichts Besonderes zu sehen. Und genau das fasziniert Piller – ihre Banalität. Seit vielen Jahren schneidet er diese Fotos gewissenhaft aus regionalen Zeitungen aus und bewahrt sie fleißig in seinen Archiven auf, insgesamt 7.000, unterteilt in hunderte von Kategorien nach Thema oder einfach nur nach Ähnlichkeit in der Form. Er hat auch eine Sammlung von 12.000 Luftaufnahmen von gewöhnlichen Häusern aus einer Firma, die diese an die Hausbesitzer verkaufen wollte – auch diese dienen Pillers Zwecken.
Piller macht manchmal sogar selbst Fotos und zeichnet tatsächlich auch. Doch seine wahre Leidenschaft ist das Sammeln. Er sammelt Bilder aller Art, auch alte Postkarten und sogar Bilder aus dem Internet. Ihn interessieren keine spektakulären Szenen, die wir von den Titelseiten der Klatschblätter kennen, sondern, wenn möglich, gewöhnliche, unbedeutende Bilder, die die Trivialität, die Vergänglichkeit der Dinge und die Kleinlichkeit dokumentieren. Seine Serie von Häusern in trostlosen Vororten, umgeben von Anonymität und Einsamkeit, erregt eher Mitgefühl als Bewunderung und sicherlich nicht den Eindruck eines wunderbaren, aufregenden Lebens, das die Werbung den potenziellen Hauskäufern zu suggerieren versucht. Piller bezeichnet diese langweilige und düstere Behausung als „Schlafende Häuser“. Und wenn dieser unerschöpfliche Archivar eine Serie von Ausschnitten zusammenstellt, die verführerisch gekleidete Mädchen mit Pistolen in der Hand zeigen, erscheinen diese „Schießenden Mädchen“ eher trivial und alltäglich als gefährlich und sexy.
Piller dokumentiert auch Langeweile, Einsamkeit und Leere mit seinen eigenen Fotos von seinen Reisen in die Vororte großer Städte, wie Hamburg, oder die nicht so große, aber weitläufige ehemalige Hauptstadt Deutschlands, Bonn. Leere, trostlose Räume ohne Bäume, die die kommerziellen Entwicklungen hinterlassen haben wie riesige Wunden, die hintereinander aufgereiht sind. Als ob der Autor mit seinen Fotos eine Theorie des bekannten deutschen Soziologen Alexander Mitscherlich über den düsteren Zustand (Unwirtlichkeit) unserer Städte beweisen wollte. An anderer Stelle fotografiert Piller Autos mit dem Logo des Lebensmittellogistiknetzwerks „Kraft“ (Stärke) auf der Autobahn zwischen Hamburg und Leipzig. Die resultierenden Dias wurden dann auf eine große Wand projiziert – und schließlich versteht das Publikum, warum Piller oft einen Satz zitiert, der Johann Wolfgang von Goethe zugeschrieben wird: „Suche nichts über das Phänomen hinaus. Es selbst ist die Theorie.“
Text von Noemi Smolik