Geboren 1973 in Mutlangen, Deutschland, lebt in Berlin
In den meisten europäischen Sprachen stammt das Wort „Person“ vom lateinischen Wort persona, was „Maske“ bedeutet. Die deutsche Fotografin Rabea Eipperle untersucht, inwieweit das Konzept der Person mit dem der Maske verschmilzt. In einer ihrer Serien schlüpft sie in die Rolle eines Mädchens namens Nicole: „Ich war eine Simulation dieses provinziellen Mädchens. Tatsächliche Erfahrungen und Erinnerungen vermischen sich mit Fiktion.“ Die Fotografien zeigen ein lächelndes und etwas unsicheres junges Mädchen, das neben dem Kofferraum eines Autos steht und eine schwere Kiste Bier hält. Sind wir selbst oder hat unser Verhalten, wie wir uns bewegen, unsere Körpersprache und wie wir uns der Kamera präsentieren, nichts mit Natürlichkeit und Authentizität zu tun? Ist unser Verhalten wirklich nur eine Maske, die wir aufsetzen, etwas, das wir aus der Werbung, Filmen oder dem Fernsehen entnehmen? Eipperle stellt die grundlegende Frage, wer wir eigentlich sind – zum Beispiel in ihrer Serie Wir von 2009. In der kleinen deutschen Stadt Soest sprach sie zufällig junge Menschen auf der Straße an und bat sie, ihr Gruppenporträts von ihnen zu machen. Wie präsentieren sich diese jungen Menschen, die vor einem neutralen Hintergrund platziert wurden, der Kamera? Fast nie natürlich. Ihre Versuche, Posen einzunehmen, die sie aus Werbung und Modezeitschriften kennen, sind unübersehbar: Sie stehen unnatürlich mit gespreizten Beinen, verschränken unbeholfen die Arme, kippen den Kopf zurück und haben erstarrte Gesichtsausdrücke. An anderer Stelle spielt Eipperle mit dem bekannten Motiv aus Zeitschriften und Werbung, in dem sexy Frauen vor glänzenden Autos posieren. In ihren Bildern steht jedoch der Besitzer des Autos vor seinen Rädern – ganz nackt. Diese Männer reagierten auf eine Anzeige, die Eipperle in einem Nacktmagazin schaltete, und stellten somit freiwillig ihre Körper zur Verfügung, wie ausgebildete Modelle. Diese Serie aus dem Jahr 2006, mit dem Titel Unbekleidet mit Auto, bricht Stereotype in Bezug auf unsere Assoziation von männlichem Stolz mit Autos auf. In der Serie Mit uns ein Gefühl fotografiert Eipperle sich selbst mit den ultimativen Symbolen der Männlichkeit – Bodybuildern. Ob sie sitzen, stehen oder sich umarmen, ihre Rollen sind immer klar: er, mit heldenhaft gestähltem Oberkörper und einem siegreichen Ausdruck im Gesicht; sie, praktisch in gefangene Beute verwandelt, lächelt verschmitzt. Eipperles fotografische Werke zeigen überzeugend, dass „Person“ tatsächlich nur „Maske“ bedeuten kann.
Text von Noemi Smolik