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Ralf Peters Ralf Peters

Geboren 1960 in Lüneburg, Deutschland, lebt in Lüneburg

Ein Strahl Licht erleuchtet die Frau am Schreibtisch. Ein Heiligenschein leuchtet um ihren Kopf. Es ist nicht das göttliche Licht des Himmels, das eine Frau namens Maria „erleuchtet“, sondern das gelbe Leuchten eines Computers, das sich von einer Glasscheibe im Hintergrund widerspiegelt. Das Foto ist Teil der Serie „Portraits at Night“, die Frauen und Männer zeigt, die an einem Schreibtisch vor einem Computer sitzen. In den Fotografien werden Menschen in einem dunklen Raum von gelbem, rotem, blauem oder grünem Licht erleuchtet. Mit der gleichen Komposition, jedoch mit wechselnden Farben, lässt Ralf Peters die Menschen hinter dem Licht und seiner Quelle als Motiv der Fotografie zurücktreten. Die Arbeiten zeigen nicht die Individualität der Menschen, sondern die einheitliche Natur der Konstellation „Mensch vor Computer“. Das Versprechen des Internets von Kommunikationsverbindungen und der nahezu unendlichen Informationsvielfalt (symbolisiert durch das Licht als Symbol des Wissens) steht im Gegensatz zur Abgeschiedenheit der abgebildeten Menschen. Ebenso an Wüstenoasen erinnern die Tankstellen in einer anderen Serie von Peters. Als Architekturen des Lichts erleuchten sie die fotographische, ortslose Dunkelheit. Durch das digitale Entfernen aller Beschriftungen verlieren die Tankstellen die strategischen Marketing-Symbole, die ihre Unternehmen einzigartig machen. Stattdessen tritt die unverwechselbare Monotonie der funktionalen Gebäude hervor. In dieser Reduktion der Form ähneln sie Tempeln, wobei das bunte Licht ein Versprechen an die Massen darstellt: die vermutlich unbegrenzte Verfügbarkeit von nahezu allem, besonders von Benzin. Mit dem Material, aus dem Fotografien gemacht werden – Licht –, veranschaulicht Peters, was um unsere konsumistische Gesellschaft flattert wie Motten: Information und Öl, beides repräsentiert Macht. Ein wiederkehrendes Thema in Peters’ konzeptionellen Fotografien ist, wie er mit Ähnlichkeiten und Unterschieden spielt. „Different Persons“ ist eine Serie von 12 Frauen, die sich verblüffend ähnlich sehen. Der Betrachter geht davon aus, dass die Ursache für die geringen Unterschiede die digitale Manipulation der Fotografien ist. Tatsächlich verbrachte Peters Jahre damit, diese nicht verwandten Frauen zu suchen. Durch seine unregelmäßigen Eingriffe – manchmal verändert er die Realität, manchmal manipuliert er das Bild der Realität – erschüttert er das Vertrauen des Betrachters und verwirrt sein Misstrauen gegenüber den Fotografien. Der Betrachter wird ständig an Peters’ Fotografien zweifeln – und vielleicht auch an den Bildern unserer Welt.

Text von Cora Waschke