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Roman Ondák Roman Ondák

Geboren 1966 in Žilina, Slowakei, lebt in Bratislava und Berlin

Wenn wir Kunst betrachten, wird unsere Aufmerksamkeit und Wahrnehmung erheblich verstärkt. Beim Überschreiten der Schwelle zwischen der Außenwelt und dem weißen Kubus des Ausstellungsraums richten wir unseren Blick auf die Kunstwerke, die mit Informationsschildern versehen sind. Roman Ondák stellt diese fest verankerte Art des Betrachtens von Kunst infrage, indem er die identifizierenden Merkmale ausschaltet. So spannte er beispielsweise bei seiner Installation „Loop“ für den tschechisch-slowakischen Pavillon auf der Biennale von Venedig 2009 die Grenze zwischen neutralem Außenraum und Ausstellungsraum, indem er im Pavillon dieselben Pflanzen platzierte, die auch in seiner unmittelbaren Umgebung zu finden waren. „Ich möchte die Realität nach innen holen“, sagte er. Zudem arrangierte er die Museumsaufsichten so, dass sie beim Durchschreiten der Ausstellung ständig älter wurden. Erstens betonte er damit den Fluss der Zeit und den Alterungsprozess des Betrachters während des Ausstellungsbesuchs. Zweitens lenkte dieser Trick unsere Aufmerksamkeit wieder auf die „Realität“, sodass wir sie mit offenen Augen wahrnehmen. Dieser typische Ansatz bildet die Grundlage für Ondáks Kunst. Bei einem zweiten Blick erscheinen scheinbar alltägliche Dinge fragwürdig, mehrdeutig oder sogar absurd. Indem er sie leicht umarrangiert und verschiebt, lenkt er unsere Aufmerksamkeit auf diese seltsamen, manchmal poetischen Details der uns umgebenden Welt. Wir sind alle so vertraut mit dem roten Notfallhammer in Bussen (obwohl die meisten von uns noch nie einen benutzt haben und wahrscheinlich nie benutzen werden), dass wir ihn kaum noch wahrnehmen. Doch er ist ein begehrtes Objekt unter Jugendlichen. Vielleicht, weil sie in einem Alter sind, in dem die Lebensumstände als Bedrohung wahrgenommen werden und sie sich davon befreien möchten – mit einem etwas aggressiven Impuls. Ondák verlegt diese Notfallhämmer (Untitled, Traffic, 2001) in Museen und Galerien. Ob als Kunst identifiziert oder nicht, sie regen den Betrachter zum Nachdenken darüber an, was ihm in der künstlerischen Umgebung (oder von der Kunst selbst) angetan werden könnte, dass er mit Gewalt durch das Fenster fliehen möchte. Neben ihrer humorvollen Leichtigkeit resonieren Ondáks Werke auch mit seiner kritischen Haltung gegenüber den starren Einstellungen von Institutionen und ökonomischen Machtstrukturen.

Text von Cora Waschke