Geboren 1952 in Leverkusen-Opladen, Deutschland
Rosemarie Trockel wurde Anfang der 1980er Jahre bekannt durch ihre Strickbilder und ihre Industrieriegel, die mit Heizplatten ausgestattet waren. Ihre Strickbilder wurden aus maschinell gestricktem Wollmaterial hergestellt, das auf Rahmen gespannt wurde. Die Maschinen wurden von Männern bedient, obwohl Stricken traditionell als eine grundlegend weibliche Tätigkeit galt. Die Bilder waren mit verschiedenen geometrischen Motiven oder erkennbaren Logos wie dem Playboy-Hasen und dem Hammer und Sickle gemustert, deren semantische Bedeutung offensichtlich war. Wiederholt und in Kombination mit weißen Flächen ergaben diese Motive und Logos abstrakte, minimalistische Muster und Formen. Durch die Schaffung konzeptioneller Werke und die bewusste Anlehnung an das Minimalistische Idiom kommentierte Trockel mutig die männerdominierte Kunstbewegung des Konzeptualismus und Minimalismus.
Obwohl Trockel schließlich von ihren frühen Strickbildern und Skulpturen abkam und begann, Installations- und Videoarbeiten zu produzieren, blieb sie ihrer ursprünglichen Intention treu und setzte weiterhin intelligent und humorvoll die Stellung und Rolle der Frauen in der Gesellschaft infrage. Ihre Zeichnungen, Collagen und Drucke, die sie als gleichwertig mit ihren Skulpturen, Installationen und Videoarbeiten ansieht, sind wichtige Medien für ihre subversiven Botschaften. In diesen Arbeiten auf Papier greift sie durch ironisch-fröhliche Bilder die übertriebene Dominanz der Männer in der Gesellschaft an. In ihren späteren Arbeiten, wie zum Beispiel ihrer Präsentation auf der Biennale von Venedig 1999, erforschte sie die Welt der Kinder und Jugendlichen – ein Thema, das von Künstlern weitgehend ignoriert worden war. Trockel war die erste Frau, die Deutschland auf der Biennale vertrat.
Zusammen mit Künstlerinnen wie Jenny Holzer, Cindy Sherman und Barbara Kruger sowie ihrer Freundin und Galeristin Monika Spruth schuf Trockel mit ihrem engagierten und kohärenten Werk Raum für Frauen in der Kunstwelt. Sie bewahrte sich ihre Leichtigkeit und intellektuelle Verspieltheit, während sie die ernsthafte Aufgabe übernahm, die patriarchalen Strukturen der Gesellschaft zu untergraben. Dabei wagte sie es, sich mit den typischerweise tabuisierten, körperlichen Themen der Geburt, Menstruation und Menopause auseinanderzusetzen. Trockel gehört zu den Künstlerinnen, die das allgemeine Verständnis davon, was Kunst ist und wer Kunst macht, maßgeblich verändert haben und die das Werk vieler junger Künstlerinnen, wie Tracy Emin oder Eva Kotátková, inspiriert haben.
Text von Noemi Smolik