Geboren 1977 in Müllheim/Baden, Deutschland, lebt in Zürich
Stefan Burger gehört zur Generation der neo-konzeptuellen Künstlerinnen, die in den 1990er-Jahren aktiv waren und sich – wie schon die klassische Konzeptkunst der 1960er- und 1970er-Jahre – vor allem mit der Produktion und Präsentation von Kunstwerken beschäftigen. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den älteren und jüngeren Konzeptkünstlerinnen ist jedoch der Humor. Klassische Konzeptkunst war – mit wenigen Ausnahmen (z. B. Jiří Kovanda) – eine ernste Angelegenheit.
Die Arbeiten von Stefan Burger hingegen zeichnen sich durch Humor aus. Bereits am Anfang seines künstlerischen Schaffens steht eine Referenz auf den polnischen Künstler André Cadere, der 1979 in Paris verstarb. Cadere fertigte aus bemalten, selbstgemachten Holzstücken Stäbe an, die er ohne Einladung auf Ausstellungen prominenter Künstler*innen oder im öffentlichen Raum platzierte. Diese Aktionen sollten als subversive Eingriffe verstanden werden – ein Angriff auf das Kunstwerk als marktfähige Ware. Deshalb verweigerte Cadere auch jede Dokumentation seiner Aktionen, die sich kommerziell verwerten ließe.
2008 produzierte Burger einen ähnlichen Stab wie Cadere und platzierte ihn am selben Ort wie einst der polnische Künstler. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ließ er jedoch Farbfotos anfertigen und zeigte diese unter dem Titel „Genova – Boccadasse / lunedì 12 Maggio 1975“. „Durch die Wiederholung von Caderes Stäben in Boccadasse – diesmal mit dem romantischen Hintergrund eines dramatischen Sonnenuntergangs – wollte ich auf eine Ära hinweisen, in der ähnliche radikale Konzepte noch eine gewisse Bedeutung oder zumindest Logik hatten“, kommentierte Burger dieses Ereignis.
Im selben Jahr goss Burger Zement in Plastikeinkaufstüten und hängte diese „Skulpturen“ auf Holzständer in seiner Werkstatt. Die großformatigen Fotografien dieser Arbeit zeigte er in der Ausstellung „Runaway Sculptor“. Damit knüpfte er auch an den Humor des Konzeptkünstlers Bas Jan Ader an, der 1975 spurlos verschwand.
Ebenfalls humorvoll war eine Aktion Burgers im Jahr 2009 in einer Zürcher Galerie: ein Stuhl, ausgestattet mit einem Kissen und einem Reißverschluss, in dem sich Gegenstände verstauen lassen. Die Galerie-Mitarbeitenden mussten auf dem Stuhl sitzen – solange, bis er verkauft war. Der Titel der Arbeit lautete „Brutvorrichtung für Kleingruppen im Kunstsystem“. Der Begriff „Brut“ lässt sich dabei auch als „auf Eiern sitzen“ verstehen. Doch wer sitzt die Eier aus, bis der Stuhl verkauft ist? Niemand weiß es so genau.
Text von Noemi Smolik