Geboren „in der Zukunft“, leben in Berlin
Man findet sie bei jedem wichtigen kulturellen Ereignis: Eva und Adele. Immer zusammen, immer gleich gekleidet, kahlköpfig, mit markantem Make-up und meist im Gespräch mit irgendeiner wichtigen Persönlichkeit der Kulturszene – freundlich und interessiert. Diese selbsternannten „hermaphroditischen Zwillinge aus der Zukunft“ sind auch in einer Reihe von Selbstporträts zu sehen, die den Titel Futuring Company tragen – natürlich zusammen und in den gleichen schrillen Farben wie ihr Make-up. Kunst und Leben könnten nicht mehr miteinander verwoben sein. Wenn sie in die Stadt gehen, dann immer als Eva & Adele – damit die Leute sie erkennen, damit sie Kunst sind und Kunst machen. „Die Arbeit von Eva & Adele basiert auf dem Bild, das wir nach außen hin mit einem Gefühl der Zugehörigkeit und einem übertriebenen Erscheinungsbild präsentieren“, sagen die Künstler, die im Allgemeinen als eine Einheit sprechen. Wo immer Eva und Adele erscheinen, zücken die Menschen ihre Kameras und machen noch mehr Fotografien. In ihren Serien Cum und Mediaplastic verwandeln sie diese Amateur- und Profifotografien in Dias oder Gemälde, die sie dann in ihr künstlerisches Werk integrieren. Im Gegensatz zum Künstlerpaar Gilbert & George, die sich selbst als „lebende Skulpturen“ beschreiben, erscheinen Eva und Adele ausschließlich als ihre Alter Egos und sprechen niemals über ihre wahre Identität (außer über ihre physischen Maße, wie es bei Kunstwerken üblich ist); sie sind ausschließlich künstlerische Wesen. Da sie aus der Zukunft kommen, behaupten sie, keine Vergangenheit zu haben. Sie beanspruchen kein Geschlecht. Sie existieren nur zusammen. Sie lieben einander. Ihre Prinzipien hinterfragen nicht nur künstlerische Konzepte wie Kunstwerk, Autorschaft oder künstlerische Biografie, sondern auch politische und soziologische Definitionen. Seit ihrer Hochzeit im Jahr 1991 leben und schaffen Eva und Adele gemeinsam Kunst. Ihr Video Bell Brides (2004) beschäftigt sich mit dem, was sie selbst versprochen haben: eine lebenslange Bindung. In Brautkleidern gekleidet, stehen sie mehr als eine Stunde nebeneinander und blicken in die Kamera. Dabei kommen sie wirklich ins Schwitzen.
Text von Cora Waschke