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Zwischen Innen und Aussen: Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden Zwischen Innen und Aussen: Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden

Zwischen Innen und Aussen: Bilder aus der Psychiatrischen Klinik Königsfelden

Seelische Not und Krankheit erschüttert und zermürbt den Kranken. Sie bedroht ihn mit sozialer Isolierung. Das Gespräch mit ihm wird unergiebig, sein Verhalten befremdend. Rückzug und Flucht in die eigene Phantasiewelt verschärfen seinen Beziehungsverlust zur Umwelt.

Hinter der stummen Abkehr mag sich aber eine Welt voller Leben und Gefühle verbergen. Sie kennen zu lernen, ist gelegentlich möglich, wenn Kranke in spontan gemalten Bildern über ihre Innenwelt berichten. Sie lassen es damit zu, dass wieder ein Gespräch geführt und gegenseitiges Verstehen versucht wird. Wo in ihren Bildern schöpferische Kräfte und Gestaltungswillen zu spüren und zu erkennen sind, ist auch die Frage nach der künstlerischen Qualität zu stellen. Auf diese Gegebenheit will die Ausstellung mit dem Titel «Kunst zwischen Innen und Aussen» hinweisen.

Malereien seelisch kranker Menschen erscheinen uns vertrauter, seit Bilder schizophren Kranker einbezogen sind in die Diskussion über moderne Kunst und ihre Stil-mittel. Wo innere Realität ausgedrückt werden soll, sind diese sich ähnlich. Vor allem gehören dazu die Formvereinfachung und Formwiederholung zur Heraushebung des Wesentlichen und die Deformierung der Form zur Steigerung des Ausdrucks. Die psychologische Begründung solcher Zusammenhänge ist u.a. im Buch von W. Winkler «Psychologie der modernen Kunst» (Alma Mater Verlag 1949) nachzulesen. Ein vertieftes Verständnis für die Natur der kreativen Kraft, die im bildnerischen Ausdruck bei Gesunden und Kranken gleichermassen wirksam wird, ist den Untersuchungen L. Navratils zu danken. Über seine Beobachtungen und Schlussfolgerungen hat er seit 1965 in verschiedenen Publikationen zum Thema «Theorie der Kreativität» berichtet (u.a.: «Die Kreativität der Psychose»; in «Die Psychologie des 20. Jahrhunderts»; «Transzendenz, Imagination und Kreativität.» Kindler 1979). Mit der Gegenüberstellung «Schizophrener Gestaltungstendenzen», beschrieben als Ordnungstendenz, Ausdrucksbedürfnis und Symbolbedürfnis und den «drei kreativen Grundfunktionen des Menschen», gekennzeichnet als Tendenz zur Formalisierung, Physiognomisierung und Symbolbildung vermag er eine Brücke zu schlagen zum Verständnis bildnerischer Gestaltungskräfte bei Gesunden und Kranken. Vor diesem Hintergrund gesehen, ist der Ausstellung «Kunst zwischen Innen und Aussen» ein wohlwollendes Interesse auch eines grösseren Publikums zu wünschen.

Prof. F. Gnirss
Ärztlicher Direktor der Psychiatrischen Klinik Königsfelden

Year
1986
Author
Roman Buxbaum, Psychiatrische Klinik, CH-Königsfelden
Publisher
Edition Stähli
ISBN
-