Booklaunch
Armand Schulthess 1902–1972
«Ein Neues Buch
über den Enzyklopädisten
im Kastanienwald von Auressio»
In Zusammenarbeit mit der
galleria Edizioni Periferia.
05.05.2022
Ellinor Landmann im Gespräch mit der
Künstlerin Ingeborg Lüscher und dem
Verleger Gianni Paravicini
Vor über fünfzig Jahren entdeckte die Künstlerin Ingeborg Lüscher in einem abgelegenen Tal des Tessin einen Einsiedler. Menschenscheu folgte er seiner Vision, in den Kastanienbäumen des Waldes, die sein Haus umgaben, unter freiem Himmel eine Enzyklopädie zu errichten, die alles Wissen dieser Welt versammeln sollte. Er hängte beschriebene kleine Tafeln, meist Deckel von Konservendosen in die Bäume. Ingeborg Lüscher dokumentierte Gespräche mit dem Künstler Armand Schulthess in einem Buch und brachte es zur documenta 1972. Es wurde bald zum Kultbuch, der Einsiedler wurde nach seinem Tod berühmt und erhielt viele internationale Ausstellungen.
Armand Schulthess: geboren 1901 in Neuenburg; am 29. September 1972 in Auressio gestorben. In über zwanzig Jahren erschuf Schulthess eine «Bibliothek des Wissens in seinem Kastanienwald in Auressio». Er beschrieb Tausende kleiner Tafeln – zumeist aus Blech gefertigt – mit seinem aus Büchern und Zeitungen gesammelten Wissen diverser Kultur- und Wissenschaftsbereiche. Die Tafeln hängte er an Bäumen und Sträuchern auf oder montierte sie an Mauern und Zäunen. Ingeborg Lüscher zeigte das erste Mal sein Werk 1972 auf der documenta 5 in der Abteilung Individuelle Mythologien. Harald Szeemann thematisierte immer wieder in seinen grossen Ausstellungen das ausserordentliche Werk von Armand Schulthess. Max Frisch liess sich von Schulthess und der «Enzyklopädie im Wald» zu seiner Erzählung Der Mensch erscheint im Holozän inspirieren. Bei Edizioni Periferia erschien 2021 eine umfangreiche Monographie.
Ingeborg Lüscher: geboren 1936 in Freiberg Sachsen. Ingeborg Lüscher, absolvierte nach dem Abitur in Berlin ein Schauspielstudium und arbeitete in den folgenden Jahren als Theater- und Filmschauspielerin. 1959 heiratete sie den Schweizer Farbpsychologen Max Lüscher, und sie begann neben der Schauspielerei mit einem Psychologiestudium an der Freien Universität Berlin. Im Jahre 1967 übersiedelte sie nach Tegna im Tessin. Von diesem Zeitpunkt an wendete sie sich als Autodidaktin der bildenden Kunst zu. 1969 entdeckte sie den Einsiedler und Sonderling Armand Schulthess, der sein Haus und sein großes Waldgrundstück im Tessin in eine enzyklopädisch anmutende eigenwillige Sammlung des gesamten Wissens verwandelt hatte und dokumentierte dessen Werk. 1972 nahm sie zum ersten Mal an der documenta in Kassel teil: In der Abteilung Individuelle Mythologien der documenta 5 wurde ihre Fotodokumentation über Schulthess ausgestellt. Damals begann die Lebensgemeinschaft mit dem Ausstellungsmacher Harald Szeemann, die bis zu dessen Tod im Jahre 2005 dauerte. Harald Szeemann sagt 1992 über ihren künstlerischen Weg: „Das Theatralische, Autobiographische, Emanzipatorische, Bekennerische und Hedonistische ist heute angekommen in sich ruhenden, von innen her geladenen skulpturalen Körpern und bildlichen Hommagen an das Licht.“
Ellinor Landmann: geboren 1974. Nach ersten Erfahrungen bei Lokalzeitungen entdeckte sie ihre Liebe zum Radio und berichtet seit über 15 Jahren für SRF über das aktuelle Kulturgeschehen. Sie macht Podcasts, Radiobeiträge, Artikel für Fachzeitschriften und Online-Medien und Gespräche mit Gästen. Sie ist Podcast-Produzentin für SRF (Kontext) und externe Auftraggeber (Kunstmuseum Basel).
Leben im Wald – Vom Beamten zum Aussteiger und Künstler, eine Sendung über Armand Schulthess von Ellinor Landmann LINK: SRF
Gianni Paravicini, geboren 1955. Gianni Paravicini studierte von 1976 bis 1981 Forstwissenschaften an der ETH Zürich. Zusammen mit seiner Frau Flurina Paravicini gründete er 1986 im Bündner Südtal Poschiavo die Galleria Periferia. Seit 2002 haben sie die Galerietätigkeit nach Luzern verlegt. Ein weiteres Standbein kam mit der Gründung des Verlages Edizioni Periferia 1992 hinzu, wo inzwischen über zweihundert Publikationen erschienen sind. Im Jahre 2021 erschien die sorgfältig edierte Publikation Armand Schulthess, ein zweibändiges Werk über den Enzyklopädisten im Wald von Auressio. www.periferia.ch